mit einem Text von Dr. Margit im Schlaa
2 x 3 x 1,5 m
Cheerleaderwedel, Federballschläger, Federbälle, Faust am Stiel, Vogelscheuche, Schwert, Krawatten, Zöpfe, Kämme, Schneebesen, Spiegel, Gummihandschuhe, Engelflügelchen, Wasserkelle, Lotusblüte, Blumentrog, Äste, Beton, Kies
erstmals konzipiert für „Endemische Hochzeit mit Bazon Brock“, Cabaret Voltaire, Zürich
Foto: Kunstraum München
Stephanie Senge aus Ihrem „Making-Of“(Text-Auszug): Wie schon erwähnt, verbrachte ich 2007 drei Monate in Tokyo, um bei meiner Ikebana-Meisterin den Rikka-Stil zu erlernen, der mich von Anfang an sehr reizte. Rikka ist der älteste Ikebana-Stil und wird heute meist für festliche Anlässe genutzt. Rikka ist sehr komplex, da man von einem Ding mehrere gleiche Teile verwendet. Und mit einer Vielzahl von verschiedenen, einander gegensätzlichen, aber sich dennoch ergänzenden Dingen entsteht aus sieben bis neun Hauptteilen ein Rikka-Arrangement als Sinnbild des Kosmos. Dementsprechend gestaltet sich das Kombinieren und Kaufen der Dinge in den Geschäften noch langwieriger und komplizierter. In Discountern weiß niemand, wann was geliefert wird, man kann nichts bestellen, muss einfach da sein und Glück haben. Da braucht es viel Geduld, um das richtige Material zu bekommen, denn Rikkas können über sechs Meter hoch werden. Für mein erstes größeres Rikka, das nach einer Performance (zusammen mit Bazon Brock unter dem Titel Endymische Hochzeit) in einer Ausstellung im Cabaret Voltaire in Zürich gezeigt wurde, ging ich in den Wald und suchte zwei abgebrochene, stabile Äste aus. Die Gegenstände – zum Teil typisch weibliche und typisch männliche Dinge – hatte ich in Tokyo schon besorgt und im 100-Yen-Shop vorkonzipiert, denn das Einkaufen in Discountern ist eine Art von Voratelier für mich. Ikebana fängt beim Einkaufen an!
mit einem Text von Dr. Margit im Schlaa:
Das Hochzeits-Rikka ist im ältesten Ikebana-Stil komponiert, dem Rikka, der heute meist für festliche Anlässe genutzt wird und bei dem von einem Gegenstand mehrere gleiche Teile verwendet werden. Aus sieben bis neun gegensätzlichen, aber sich dennoch ergänzenden Dingen entsteht ein Rikka-Arrangement, das ein Sinnbild für den Kosmos repräsentiert. Für dieses Rikka, das 2008 anlässlich einer Performance mit dem Titel „Endymische Hochzeit“ im Cabaret Voltaire in Zürich entstand, hat Senge zwei abgebrochene, stabile Äste mit typisch weiblichen und typisch männlichen Dingen als Sinnbild für ein Hochzeitspaar zusam-mengestellt. Krawatten und Haushaltshandschuhe aus Gummi, Federballschläger und Cheerleaderwedel, Schwert und Schneebesen sowie Zöpfe und Kämme sind als pars-pro-toto-Symbole einer Paarbeziehung im 21. Jahrhundert nebeneinander angeordnet und von Engelsflügeln und einem Vogel als guten Omen begleitet. Mit seiner dadaistischen Wirkung eines überladenen Baumes aus billigen Konsumartikeln ist das Hochzeits-Rikka ein profa-nes Sinnbild für die fruchtbringende Harmonie eines Hochzeitspaares der Gegenwart, das wie Endymion und die Selene in der griechischen Mythologie viele „Kinder“ zeugt.